Sie haben ein Buch geschrieben, und Sie haben einen Verlagsvertrag erhalten. Ich gratuliere! Das Manuskript ist nun verfasst und wandert ins Lektorat Ihres Verlages, wo es überarbeitet wird. Doch seien wir ehrlich: Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? Sie pflegen Ihre sadistischen Neigungen stets liebevoll? Wunderbar, dann sind die folgenden zehn Tipps genau das Richtige für Sie. Hier erfahren Sie, wie Sie das Lektorat von jetzt an garantiert in den Wahnsinn treiben.
1. Senden Sie das Manuskript in einem exotischen Format
Word? PDF? Viel zu langweilig. Schicken Sie Ihr Manuskript in einem exotischen Dateiformat wie .wps, .rtf oder, noch besser, als eine einzige riesige Excel-Tabelle. Bonuspunkte gibt es, wenn Sie es handschriftlich einscannen und in 500 einzelnen JPEG-Dateien per E-Mail schicken.
2. Ändern Sie ständig Ihre Meinung
Heute soll das Kapitel mit der dramatischen Enthüllung in die Mitte, morgen doch lieber an den Anfang. Der Protagonist war gestern ein Frauenheld, heute ist er überzeugter Mönch. Nichts hält einen Lektor mehr auf Trab als ein Autor, der sich stündlich umentscheidet.
3. Bestehen Sie auf jedem Ihrer Tippfehler
Das liebt jeder Lektor und jede Lektorin: Brechen Sie bei jeder auch noch so winzigen Änderung am Manuskript sofort einen epischen Streit vom Zaun. Rechtschreibung? Ist doch nur eine Empfehlung! Erklären Sie dem Lektor, dass Ihre Fehler künstlerische Freiheit sind. Der Leser soll schließlich kreativ mitdenken, wenn Sie aus Versehen „Metapher“ statt „Metropole“ geschrieben haben.
4. Verweigern Sie jede Kürzung
Sie haben 200 Seiten über die Kindheit Ihres Protagonisten geschrieben? JEDES Detail ist wichtig! Ein guter Lektor wird versuchen, unnötige Passagen zu streichen, aber nicht mit Ihnen! Sie verteidigen jeden einzelnen Satz, als wäre es Ihr Erstgeborenes.
5. Antworten Sie niemals auf E-Mails
Ihr Lektor braucht eine schnelle Rückmeldung? Ach, lassen Sie ihn doch ruhig schmoren. Wichtigtuer, die ständig Druck aufbauen sind Ihnen ohnehin am liebsten. Am besten ignorieren Sie alle Mails mehrere Wochen lang und melden sich dann mit einem völlig unerwarteten Thema zurück. Noch effektiver: Antworten Sie erst um 3 Uhr morgens mit vagen Andeutungen. Die Königsklasse: Fordern Sie dann gleichzeitig eine sofortige Rückmeldung innerhalb von zwei Minuten und rufen im Sekundentakt im Verlag an. Selbstverständlich mit elendslangen Nachrichten auf der Mailbox. Da freut sich jeder Verlagsmitarbeiter, wenn ein Arbeitstag auf diese Weise beginnt.
6. Liefern Sie neue Kapitel mitten im Korrekturprozess
Das Manuskript war doch fertig? Nicht doch! Sie haben im letzten Moment noch eine geniale Eingebung gehabt. Warum nicht gleich drei neue Kapitel nachreichen? Am besten wenige Tage vor dem Drucktermin. Ihr Lektor wird es Ihnen danken – mit einer emotionalen Kernschmelze.
7. Bestehen Sie darauf, dass das Cover von Ihnen selbst gezeichnet wird
Sie haben sich hingesetzt und mit Buntstiften ein alternatives Cover gemalt? Perfekt! Verlangen Sie mit Nachdruck, dass Ihr Kunstwerk das offizielle Buchcover wird. Schließlich kennt niemand Ihre Vision besser als Sie selbst. Als zusätzlichen Bonus finden Sie selbstverständlich jeden Entwurf des Verlags als persönliche Beleidigung und lassen alle wissen, wie dilettantisch sie doch sind.
8. Streiten Sie über jeden einzelnen Kommentar im Lektorat
Ihr Lektor hat ein Wort geändert? Das geht gar nicht! Diskutieren Sie jedes Komma, jede Formulierung und fordern Sie eine detaillierte Erklärung für jede winzige Änderung. Bleiben Sie standhaft – auch wenn es sich nur um einen fehlenden Bindestrich handelt.
9. Ignorieren Sie jede Deadline
Manuskriptabgabe? Pah! Deadlines sind für Amateure. Lassen Sie sich Zeit, und wenn das Lektorat nachhakt, versichern Sie, dass Sie „fast fertig“ sind. Dann nehmen Sie sich noch drei Monate extra.
10. Korrigieren Sie kurz vor Druck nochmal ALLES
Das Buch ist lektoriert, gesetzt, freigegeben – und plötzlich fällt Ihnen auf, dass Sie doch lieber alles anders hätten. Perfekt! Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, alles noch einmal umzuschreiben und das gesamte Buch neu zu strukturieren. Ihr Lektor wird es lieben.
Fazit
Natürlich ist dieser Beitrag mit einem Augenzwinkern geschrieben. Die Zusammenarbeit mit dem Lektorat ist essenziell für ein erfolgreiches Buch, und ein gutes Lektorat macht Ihr Werk besser – wenn Sie es lassen. Falls Sie den Prozess professionell angehen möchten und sich den ein oder anderen Nervenzusammenbruch im Verlag ersparen wollen, dann lassen Sie uns reden. Als Literaturagent und Buchcoach weiß ich genau, wie man ein Manuskript vorbereitet, das nicht nur Verlage, sondern auch Lektoren glücklich macht!
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